Utopien
Universität für angewandte Kunst, Wien
Wintersemester 2014
„Mensch sein heißt Utopien haben“ Paul Tillich
Das imaginative Vermögen lässt den Menschen fiktive Möglichkeitswelten erdenken. Als Utopie gilt, was zu schön ist, um wahr zu sein. Die offenen Felder von Möglichkeiten, von Potentialitäten, die Imaginationen einer ganz anderen Welt, haben immer wieder Hoffnungen belebt, uns angetrieben, aber auch Ängste provoziert. Solange das diesseitige Schicksal als unabwendbar gilt, richten sich die Träume von einer besseren Welt auf ein Jenseits, ein außerirdisches Leben nach dem Tod. Der Traum nach Vorwärts, die Sehnsucht nach einem erfüllten Leben im Diesseits, hat in den letzten Jahrhunderten unser aller Leben einschneidend verändert. Trotz aller Radikalität der Veränderungen, sind viele Träume und Wünsche unerfüllt geblieben. Vieles was vorerst als großartige Lösung von Problemen betrachtet wurde, hat in Folge neue Probleme nach sich gezogen. Das Seminar „Utopien“ bemüht sich um eine Bestandsaufnahme jener Konzepte und Ideen, die sich Menschen von einer besseren Welt bereits gemacht haben. In Themengruppen gegliedert, wird nach Möglichkeiten gesucht, unser Leben in jedem Bereich zu perfektionieren.
Eine solche Reise in eine utopische Welt soll Spaß machen, die Neugierde an Alternativen befördern und die Angst vor wagemutigen Ansätzen nehmen.
Unsere Welt ist keinesfalls vollkommen. Welche historischen Träume sind noch relevant? Wo lassen sich Potentiale erkennen, die es lohnen weiterverfolgt zu werden?
„Zukunft ist das unentdeckte Land. Bildung ist das Fenster, durch das wir auf dieses Land blicken.“ Franz Kühmayer
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Lebensräume
Täglich ziehen weltweit 200.000 Menschen in die Stadt. Die Jungen haben Angst, dass sie Möglichkeiten verpassen, die älteren haben Angst, dass sie alleine zurückbleiben.
Wo und wie wollen wir wohnen?
Transport & „Raumfahrt”
Welche Möglichkeiten wurden bereits erdacht um von A nach B zu gelangen? Gibt es Alternativen zum ständigen Wachstum der Transportwirtschaft?
Wie wollen wir wohin reisen? Wie viel unserer Lebenszeit möchten wir in Transportmitteln verbringen? Wie sehr ist das Reisen ein Mittel zum Zweck oder Selbstzweck ?
Gesellschaft
Seit dem Erscheinen des Romans „Utopia” von Thomas Morus 1516, haben Autoren durch alle Jahrhunderte Zukunftsvisionen und Konzepte für neue Gesellschaften entworfen. Was all diese Entwürfe gemeinsam haben: Sie führen uns, durch die sich hier abzeichnenden Unterschiede, bildhaft vor Augen, in welcher gesellschaftlichen Konstruktion wir aktuell leben.
Welche Alternativmodelle für eine Neuordnung und Neugestaltung des menschlichen Zusammenlebens wurden entworfen? Ist eine Kultur der Kooperation eine alternative Interaktion der
Menschen als Geschlechtswesen denkbar und wünschenswert?
Wirtschaft | Arbeitswelt
Ist Gewinnmaximierung die einzige Triebfeder für wirtschaftliches Handeln? Lassen sich gesellschaftliche Probleme mit Hilfe wirtschaftlicher Modelle lösen?
Wie lassen sich möglichst viele Menschen in den gesellschaftlichen Austausch von Waren und Dienstleistungen integrieren? Werden wir in Zukunft noch arbeiten müssen? Werden wir noch Arbeit haben? Werden wir von der Arbeit befreit oder Sklaven fremdbestimmter Steuerungsmechanismen? Wie werden die Aufgaben verteilt und welchen Lohn haben Menschen dafür zu erwarten?
Welche Tätigkeiten werden in Zukunft Roboter übernehmen? Welche Rolle werden künstliche Menschen in unserem Leben einnehmen? Wie werden wir mit ihnen kommunizieren?
Bildung | Wissenschaft
Was bedeutet Bildung in der Wissensgesellschaft? Wie kann der Zugang zum Wissen für alle Menschen erleichtert werden? Welche alternative Lehr- und Lernmethoden sind denkbar? Wie lassen sich Brücken zwischen Fachwissen und Allgemeinbildung bauen?
Wer wird welcher Zugang zu Informationen gewährleistet? Welche Zeiträume und Orte stehen den Menschen zur Verfügung, um Wissen und Erfahrungen zu sammeln und zu vertiefen? Sollen die Menschen lernen ihre eigene Urteilskraft zu schärfen oder an gesellschaftliche Normen angepasst werden?
Kommunikation | Medien
Wie werden wir miteinander kommunizieren? Welchen Medien stehen den Menschen zu Verfügung und wie werden sie diese nutzen? Welche Optionen stehen uns offen, Informationen über die Welt
zu sammeln, die über das hinaus gehen, was wir durch unmittelbare Wahrnehmung von ihr erfahren?
Gesundheit
Was hält uns gesund und was macht uns krank? Ist unser Körper eine Maschine, die wir reparieren und upgraden, oder lernen wir die Wünsche unseres Organismus zu akzeptieren? Welche Möglichkeiten der Rekonstruktion des menschlichen Körpers stehen den Menschen zur Verfügung? Inwieweit wollen oder müssen Menschen in Zukunft sich körperlich optimieren lassen?
Natur und Landwirtschaft
Wie stellen wir uns einen optimalen Lebensraum vor? Welche Rolle darf „Natur” in einer von Menschen gestaltete Welt spielen?
Was ist notwendig um die Weltbevölkerung ausreichend und gesund zu ernähren? Was bedeutet nachhaltige Produktion? Wie lassen sich die Anforderungen an eine produzierende Landwirtschaft mit einer vielfältigen Kulturlandschaft vereinen?