US-Wahlkampf – Kritik
Urteile und Meinungen ersetzen Argumente
»Wer das Geld hat, macht die Realität.« Sebastian Hofer
»Wichtig ist nur mehr, wie man auftritt, wie man unterhält und wie man gefällt. TV-Shows auf der Suche nach Supertalenten haben eine höhere Beteiligung als Wahlen. Todsünde ist es nicht, etwas Falsches zu sagen, sondern etwas Langweiliges.« Gabriel Rath
Die Amerikanerinnen und Amerikaner haben sich für ein langwieriges und extrem teures Wahlkampfverfahren entschieden.
Es fällt auf, dass die Bürger heute längst nicht mehr so stolz auf ihre demokratischen Systeme und die von ihnen gewählten Politiker erscheinen wie in den Anfangstagen der Demokratie.
Eine der zentralen Aufgaben einer Wahlkampagne ist es deshalb, einer Wahl als solche ihre Bedeutung zurückzugeben. Die Menschen müssen begreifen, dass jede Stimme zählt und es unerlässlich ist, sich möglichst aktiv an der Meinungsfindung zu beteiligen.
Medien sind primär auf Gewinn angewiesene Unternehmen. Sie werden dann konsumiert, wenn es ihnen gelingt die Aufmerksamkeit ihrer Kund:innen zu fesseln. Die Chancen auf eine Medienpräsenz steigt, wenn durch die Verknüpfung einzelner Elemente eine »Story« entsteht. Eine solche Geschichte muss sich nicht auf »reale« Ereignisse oder Fakten beziehen, sondern kann auch frei erfunden sein, solange sie etwas in den Menschen aktiviert. Je nach Medium – Veranstaltung, Buch, Zeitung, Radio, Fernsehen, Internet-präsenz etc. – verändern sich auch die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Geschichte. Es macht einen Unterschied, ob eine Botschaft als Zeitungsartikel oder als TV-Bericht Wirkung entfalten soll.
Barack Obama hatte im Wahlkampf das Internet genutzt, um die Bevölkerung zur Mitarbeit und Beteiligung aufzurufen. Damit hatte er Erwartungen einer Partizipation geweckt, die oft im weiteren enttäuscht wurden. Auf so viele Menschen einzugehen, war zumindest damals noch nicht möglich. Die geweckten Hoffnungen waren groß. Im Juni 2008 versprach er in St. Paul, Minnesota bei einer Veranstaltung: »Wenn wir eines Tages zurückblicken, werden wir unseren Kindern sagen können, dass dies der Moment war, in dem wir angefangen haben, den Kranken eine Gesundheitsversorgung und den Arbeitslosen anständige Jobs zu verschaffen. Dass dies der Moment war, als sich der Anstieg der Ozeane verlangsamte und der Planet zu heilen begann. Der Moment, in dem wir einen Krieg beendet, unser Land sicherer gemacht und unser Erscheinungsbild als die letzte und beste Hoffnung für die Welt wiederhergestellt haben.«
Entscheidend für die weitere Akzeptanz einer Präsidentin oder eines Präsidenten ist der Übergang vom Wahlkampf in die Regierungs-periode. Gelingt es die Wahlversprechen umzusetzen oder vergessen zu machen? Barack Obama hat von Beginn eine offnsive Kommuni-kationsstrategie betrieben. Mit Pete Souza hat Obama einen offiziellen Cheffotografen engagiert, der sich nun Tag für Tag um die Produktion von Bildern kümmert, die das Image des Präsidenten steuern. Souza weiß wie sich einprägsame und symbolträchtige Bilder schaffen lassen.
Eine Wahl ist ein Rennen, bei dem jener den Sieg davonträgt wer bei Erreichen der Ziellinie den Kopf vorne hat. Zwischenerfolge bleiben daher ohne Bedeutung.
Jedes Medium ermöglicht andere Formen der Kommunikation. So wie Roosevelt als Pionier im Einsatz des Mediums Radio gilt, so war Kennedy ein Vorreiter in der TV-Nutzung und Obama ein Pionier im Internet.
»Es gibt unübersehbare Trends. Dazu gehört der Vorrang der Schlagzeilen gegenüber den Inhalten ebenso wie die Personalisierung gegenüber Sachthemen und der offensichtliche Vorrang der Unterhaltung gegenüber der Information.« Norbert Lammert, Deutscher Bundestagspräsident
»Gewohnheiten entstehen, weil das Gehirn ständig nach Wegen sucht, um sich weniger anzustrengen. Sich selbst überlassen, versucht das Gehirn praktisch jede Routine in eine Gewohnheit zu verwandeln, weil Gewohnheiten unserem Geist erlauben, häufiger herunterzufahren. Ein effizientes Gehirn erlaubt uns, nicht mehr unentwegt über grundlegende Verhaltensweisen nachdenken zu müssen.« Charles Duhigg
»Der Mensch ist von Natur aus kein rational handelndes Wesen. Er lässt sich leicht beeinflussen, verliert rasch die Übersicht und neigt zur Trägheit. Oft weiß er gar nicht, was gut für ihn ist. Daher muss er gelegentlich von außen dazu veranlasst werden, das Richtige zu tun – zu seinem eigenen Nutzen und zum Wohl der Allgemeinheit. Wie aber macht man das, ohne massiv in die Entscheidungs-freiheit des Einzelnen einzugreifen? Am besten mit einem NUDGE: einem kleinen, unmerklichen Schubser, der den Betroffenen in die richtige Richtung lenkt. Ein NUDGE ist wirksamer als Gebote und Verbote oder unübersichtliche Informationsbroschüren. Das NUDGE-Konzept hat bereits viele Entscheidungsträger überzeugt, darunter US-Präsident Barack Obama.« Richard H. Thaler und Cass R. Sunstein
»Die meisten Menschen lernen von anderen. Auf diese Weise können sich Individuen und Gesellschaften entwickeln. Aber viele unserer hartnäckigsten Irrtümer übernehmen wir ebenfalls von anderen.
»Das NUDGE-Prinzip ist umstritten. Kritiker behaupten, die Menschen werden wie Dummköpfe behandelt und hinterhältig manipuliert. Die Anhänger sprechen vom „libertären Paternalismus”. Denn es gebe keine Ge- und Verbote. Es werde auch niemand gezwungen, dem Anstupser zu folgen.« Christian Höller
Die Positionierung von Barack Obama ist selbstverständlich nicht bei allen in der Bevölkerung auf Begeisterung gestoßen. Die Professionalität der Propagandaarbeit hatte manche auch stutzig gemacht. Hier waren offensichtlich Leute am Werk, die das Handwerk der Manupulationstechniken beherrschten und wussten, welche Register zu ziehen sind, um bestimmte Stimmungen zu provozieren. Genauer besehen war das was hier als Bild entstand, weit weniger neu und ungewöhnlich, als es auf den ersten Blick erschien. Nach und nach tauchten im Internet Gegenüberstellungen mit Plakaten und anderem Propagandamaterial auf, die deutlich machten, welchen Vorbildern hier nachgeeifert wurde. Die Parallelen zwischen der Werbe-ästhetik Barack Obams, mit der anderer politischer Propheten, wie Stalin, Mao Zedong oder Adolf Hitler ließen sich nicht von der Hand weisen. Auch wenn die Botschaften und Inhalte sich keinesfalls vergleichen ließen, so waren die formalen Übereinstimmungen überraschend.