US-Wahlkampf – Donald Trump – Make America Great Again

»Wer das Geld hat, macht die Realität.« Sebastian Hofer • »You're Fired!«

»Lifestyles of the Rich and Famous« ist eine amerikanische Fernsehserie, die von 1984 bis 1995 ausgestrahlt wurde. Die Show zeigte den extravaganten Lebensstil wohlhabender Entertainer, Sportler, Prominenter und Magnaten.

 

Wer über ein Vermögen verfügt, wird es tendenziell so einsetzen, dass es seinen eigenen Interessen gute Dienste leistet. Was immer seinem Reichtum schaden könnte, wird er mit großer Wahrscheinlichkeit nicht auch noch unterstützen. Wenn jedoch eine kleine Gruppe über die größte Menge an Geld verfügt, werden nicht mehr alle Interessen gleichberechtigt berücksichtigt.

 

Jeder Wahlkampf reagiert auf die vorausge-gangene Regierungsperiode. Die Strategie ändert sich, je nachdem, ob diese allgemein als Erfolg oder als Misserfolg gewertet wird. Die Amerikaner*innen hatten von der Amtszeit Obamas einen recht unterschiedlichen Eindruck, der von Zufriedenheit über Enttäuschung bis zu strikter Ablehnung reichte. Obama hatte viel versprochen und bei weitem nicht alle Versprechen eingelöst. Die finanzielle Situation vieler Menschen hatte sich nicht merklich verbessert.

 

Es wurde zunehmend deutlich, dass Amerika vor tiefgreifenden Veränderungen steht. Wann immer bestehende Verhältnisse ins Wanken geraten, lassen sich unterschiedliche Reaktionsmuster beobachten, zum Beispiel totstellen, flüchten oder angreifen, was immer als Bedrohung in Frage kommt. Wie soll vorgegangen werden? Gibt es ein Zurück in eine Zeit, in der die Probleme so noch nicht spürbar waren?

 

Donald Trump positioniert sich als ambivalen-te Figur, zwischen Faszination und Abscheu. Donald Trump verkörpert in der Vielfalt seiner medialen Erscheinungsformen ein für viele als begehrenswert erachtetes Idealbild und steht für den »amerikanischen Traum«. Er strahlt Erfolg aus. Er geht rücksichtslos seinen Weg und kümmert sich wenig um Konventionen und als Einschränkung empfundene Werte. Er genießt alle Annehmlichkeiten eines luxuri-ösen Lebens, sowie uneingeschränkte Aufmerksamkeit und lebt in einer Umgebung anspruchslosen Glanzes und Glamours. In der beliebten Fernsehserie »The Apprentice« präsentierte er sich als derjenige, der befiehlt und nach Belieben entscheidet, dem alle Macht zukommt und der es versteht sie zu seinem Vorteil zu nutzen.

 

Am Wahltag stehen in der USA nur zwei Personen zur Wahl. Den Wähler:innen stellt sich deshalb nicht nur die Frage, was sie wollen, sondern auch, was sie unbedingt verhindern möchten. In den Prognosen wurde Hillary Clinton als Siegerin prophezeit. Sie war sich möglicherweise zu sicher Präsidentin zu werden und hat deswegen die Strategie ihres Gegners nicht ausreichend analysiert. Viele haben die Kandidatur von Donald Trump nicht ernst genommen. Er hatte ja auch bereits mehrfach angekündigt Präsident werden zu wollen, um dann doch seine Kandidatur wieder zurück zu ziehen.

 

Donald Trump kämpft mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln um Zuwendung, Anerkennung und Aufmerksamkeit und ist dabei erfolgreich. Er wird dadurch zu einem Vorbild für viele, die sich von der Gesellschaft als zu wenig geachtet erleben. Gerade seine offen ausgetragenen Kämpfe und Angriffe können für Menschen, die sich benachteiligt fühlen, eine Genugtuung verschaffen. Er zeigt es ihnen!

 

Die Rolle, die Donald Trump in den Medien spielt, knüpft in vielfacher Weise an bekannte Muster an und gewinnt dadurch einen hohen Grad an Selbstverständlichkeit und Vertraut-heit. Beliebt sind Medienfiguren, weil sie eine entscheidende Rolle in spannenden Geschich-ten spielen, unabhängig davon ob sie Böse-wichte, Helden oder Tolpatsche verkörpern. Donald Trump tritt als Lebemann, Playboy und Frauenheld, Liebhaber, Superheld, Clown etc. auf. Es sind die Überraschungen, die uns in den Medien fesseln und Donald Trump ist immer wieder für eine Überraschung gut. Mit seinen Provokationen überschreitet er gerne Tabus.

 

»I am not politically correct. Because to be politically correct, takes too much time. It takes too much effort. We have to get things done in this country. And you never get it done when you just stay politically correct.« Donald Trump for President 2016 in einem Werbespot über »Political Correctness«

 

Etliche Amerikaner:innen, vor allem Alleinverdiener mit Familie, kommen nur mit Schulden und mehreren Jobs über die Runden.  Der Alltag vieler Menschen ist monoton, risikoreich, glanzlos und deprimierend. Was allgegenwärtig an Konsumangeboten und Services lockt, bleibt unerreichbar und so es doch gelingt etwas zu konsumieren, halten die Angebote nicht zur Gänze was sie versprechen. Während angeblich alles ständig besser, mehr und größer wird, machen sie die Erfahrung, dass die Kluft zwischen Wünschen und Realisationsmöglichkeiten wächst. Was bleibt, wäre die ernsthafte Suche nach einer Alterna-tive zu den gegenwärtigen Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen. Dies würde jedoch bedeuten, alles, was einem bislang wichtig und richtig erschien, in Frage zu stellen.

 

Sehr viele Amerikaner glauben an die Funktionstüchtigkeit und an die Selbst-heilungskraft des Marktes. Jeder bekommt demnach eine Chance und es liegt nur an ihm, ob er sie nützt oder nicht. Der Staat behindert daher angeblich die Eigeninitiative und schränkt die Freiheit des Individuums ein. Staatlichen Eingriffen dürfen dem freien Unternehmertum nicht im Wege stehen.

Wie sehr sich der Einzelne seinen Mitbürgern gegenüber solidarisch verhält soll jeder für sich selbst entscheiden.

»Unter einer Ideologie verstehe ich im Allgemeinen eine verzerrte Auffassung des Menschen, die eine sozioökonomische Funktion erfüllt, in der Regel die implizite Rechtfertigung der letztlich ungerechten Verteilung von Ressourcen.« Markus Gabriel

 

Es Donald Trump nicht darum Werte, sondern Illusionen zu schaffen. Selbst bei seinen Immobilienprojekten geht es nicht um die Schaffung von Wohnraum für die Bevölkerung. Es baut keine Schulen, Spitäler oder Räume um einen Beitrag zur Lebensqualität der Menschen zu leisten. Es sind Spekulationsobjekte, Wetten auf hohe Gewinne, Kulissen für die Inszenierung von Reichtum oder eben Spielhallen, in denen  die Menschen in der Hoffnung auf Glück ihr Geld opfern sollen. Er scheint selbst in der Welt zu leben, für die er als Werbebotschafter für unterschiedlichste Produkte und Dienstleistungen auftritt.

 

Er beherrscht die Titelseiten der Magazine, die Schlagzeilen der Nachrichten, die Talkshows und nutzt jede Gelegenheit für einen Auftritt. Er liebt das Bad in der Menge und dem Publikum zu geben, was sie von ihm erwarten. Es scheint für ihn keine Grenzen zu geben. Keine Grenzen der Moral, keine Grenzen des guten Geschmacks, keine Tabus.

 

»I could stand in the middle of Fifth Avenue and shoot somebody and I wouldn’t lose any voters.« Donald Trump at the Sioux Center, Iowa, 2016

 

Der Mikroblogging-Dienst Twitter war das ideale Medium um seine generelle Medien-präsenz zu steuern. Hier muss und kann er sich nicht ausführlich erklären. »17. Sep. 2012: Who wouldn’t take Kate’s picture and make lots of money if she does the nude sunbathing thing. Come on Kate! • 28. Okt. 2012:  While @BetteMidler is an extremely unattractive woman, I refuse to say that because I always insist on being politically correct. • 9. Mai 2013: Sorry losers and haters, but my I.Q. is one of the highest - and you all know it! Please don’t feel so stupid or insecure‚ it’s not your fault • 26. Apr. 2020:  The people that know me and know the history of our Country say that I am the hardest working President in history. I don‘t know about that, but I am a hard worker and have probably gotten more done in the first 3 1/2 years than any President in history. The Fake News hates it!« Mit wenigen Worten gelang es ihm, immer wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu geraten.

 

Für einen nicht unwesentlichen Teil der Amerikaner:innen sieht das Leben unerfreulich aus. Sie erleben sich als eingeengte Befehls-empfänger. Den möglichen Abstieg haben sie ständig vor Augen. Selbst immer mehr »Einkaufsparadiese« schließen und verrotten. Mit der stets wachsenden Nutzung des Internets verlieren die Räume, die bislang für Begegnungen genutzt werden konnten an Bedeutung. Dies drängt die Menschen umso mehr in die Nutzung digitaler Plattformen. Die analoge Welt ist vielerorts dem Verfall preisge-geben. So bleibt nur das Leben in der digitalen Blase attraktiv oder man begibt sich an einer jener Orte, die bereits als illusionäre Welten entstanden sind. Die beiden Welten, die Welt der Erlebnis- und Illusion-Industrie und die Welt des Alltagslebens rücken immer weiter auseinander. Die Energie wandert weg aus der Instandhaltung der Infrastrukturen hinein in die Medien- und Unterhaltungsindustrie, in jenes Reich, das Donald Trump wie kaum jemand sonst beherrscht und dominiert.

 

Donald Trump tritt mit einem einfachen Versprechen an die Menschen heran. »Die Realität lässt sich nach belieben verbiegen. Es ist ohne Bedeutung was ist. Mein Wille geschehe. Wir leben in einer Welt der Illusionen und es gewinnt, wer die aufregendste Geschichte präsentiert.« Es wirkt befreiend sich nicht an Fakten halten zu müssen. Wir leben ohnedies immer mehr in einer illusionären und virtuellen Medienwelt. Es ist daher attraktiv die Träume der Menschen zu beherrschen. Märchen und Lügen bieten uns ein uneingeschränktes Spielfeld. Hier ist alles möglich. Dieses Angebot, immer für einen Skandal gut zu sein, wird von den Medien freudig, gerade sehnsüchtig aufgenommen.

 

Kritik an Herrschenden hat diesen nicht immer nur geschadet, sondern mitunter auch dazu geführt, dass seine Gefolgsleute ihm noch intensiver die Treue halten.

Logo der Republikanischen Partei

 

Donald Trump braucht kein Ziel, keine Strategie. Er will vor allem Aufmerksamkeit.