Katholische Kirche – Glaube
Ein ewiges 'himmlisches' Leben steht nur jenen zu, die sich zeitlebens gottgefällig verhalten haben. Im Falle eines Fehlverhal-tens wurden verschiedene Kompensations-leistungen möglich gemacht.
»Was wären wir Menschen ohne diese Zweit-welt, die, so abwesend sie ist, unser Innerstes prägt, unsere Einbildungskraft beflügelt, unsere Wahrnehmung bereichert, unsere Beziehungen formt, Gruppen mobilisiert und uns mit ihrer sprichwörtlichen Effizienz das Dasein und die Arbeit weniger beschwerlich macht? Wären wir ohne sie überlebensfähig?« Michel Serres: Das Verbindende
Sich grundsätzlich über sein Leben Gedanken zu machen ist mühsam und riskant. Leichter ist es, sich einfach den Anschein zu geben, zu einer bestimmten Weltanschauung zu stehen.
Julius Schnorr von Carolsfeld 1860: Kain und Abel »Du hast deinen Bruder getötet. Von nun an wird dein Leben nur noch aus Anstrengun-gen und Mühen bestehen. Du wirst ruhelos dein Leben lang von einem Ort zum anderen ziehen.«
Die Menschen haben versucht, auf drängende und zentrale Fragen Antworten zu finden. Mit der Zeit hat sich ein Kanon von Erzählungen entwickelt, die Gemeinschaften benutzen können, um ihre Vorstellungen zu homogeni-sieren. Als schriftlich fixiertes Weltbild entstand eine Sammlung von Texten, die zunehmend Verbindlichkeit beanspruchten. So und nur so ließen sich Phänomene interpretieren. Das Zusammenleben wird einfacher, wenn geteilte Vorstellungen existieren. Die Bibel wurde zu einem Fundament und Bezugspunkt, der Kooperationen einen Rahmen und Halt bietet.
Wie ist es im Laufe der Geschichte, mit wechselndem Erfolg gelungen, Handlungsricht-linien wahrnehmbar zu machen?
Der Rosenkranz sei ein unersetzlicher Begleiter in allen Lebenslagen. Er schütze vor Blitz und Donner, Dieben, Räubern und allem teuflischen
Schaden. Sie wurden in Kirchen geweiht und vor Marienbildern deponiert, um sie mit
besonderem Segen aufzuladen. »Böse Geister werden mit Hilfe der Gebetskette ausgetrieben, ein gefährlicher Verrückter wird wieder normal, Prostituierte und lasterhafte Personen kehren
auf den rechten Weg zurück, erbitterte Feinde versöhnen sich und ein zuvor zutiefst Verzweifelter übertrifft alle anderen an Hoffnung und Optimismus. Die magischen Rituale, Anleitungen und Gegenstände verlangten festen Glauben und das strikte Befolgen zeitraubender Prozeduren. Der magische Gegenstand handelt von der Person, die an ihn glaubt: Er ist Selbstversicherung.« Valentin Groebner
Johann Michael Rottmayr: Via Triumphalis des hl. Benedikt. Stiftskirche Melk. Deckenfresko, Langhaus, Mittelfeld, 1722
Abschreckung und Heilsversprechen – Egidio di Ventura Signorelli: Die Verdammten aus den Fresken im Dom zu Orvieto, 1499–1505
Gott hat uns einige ethische Grundsätze an die Hand gegeben und die Menschen werden dann nach dem Tod belohnt oder bestraft, je
nachdem wie sie sich an diese Vorschrift gehalten haben. Wer mitspielt, dem winkt ein Leben im himmlischen Paradies. Wer nicht mitspielt, spielt mit der ewigen Verdammnis.
Die Qualität der Darstellung ist bei religiösen Motiven von untergeordneter Bedeutung, solange die entsprechenden Assoziationen angestoßen werden.
Maria mit Jesuskind, Schnitzerei, Osttirol
Der Mythus von der Geburt des Helden. Fast alle bedeutenden Kulturvölker haben ihre Helden, sagenhaften Könige und Fürsten, Religionsstifter, Dynastie-, Reichs- und Städtegründer, kurz ihre Nationalheroen in Dichtungen und Sagen verherrlicht. Besonders haben sie die Geburts- und Jugendgeschichte dieser Personen mit phantastischen Zügen ausgestattet.