Unser Denken ist heute zu beachtlichen Teilen durch Bilder besimmt, die wir unterschiedlichen Methoden verdanken und die uns in die Lage versetzen, Unsichtbares sichtbar zu machen. Anhand einer Vielzahl von konkreten Beispielen werden diese Methoden diskutiert.

 

Ziel des Seminars ist es, ein Verständnis für Visuali-sierungsmethoden zu fördern. Welche Rolle spielt diese Art von Darstellung in unserem Alltag und in den Medien? Inwieweit erweitern und beschränken grafische Modelle unsere Vorstellungskraft, unser Denken und Handeln?

 

Wie haben sich die uns bekannten Visualisierungs-methoden entwickelt und inwieweit lassen sich wechselseitige Einflüsse zwischen Anforderungen, Methoden und Auswirkungen beobachten?

 

Einen Platz in einem Bezugssystem zuweisen / sich zurecht finden / sich ein Bild von der Welt machen. — Landkarten sind sowohl Ausdruck des Expansions-bedürfnisses der Menschen, als auch Versuche das Universum als Ordnung zu erfassen. Karten erweisen sich daher selten als "unparteiische" Aufzeichnungen "realer Verhältnisse", sondern sie neigen dazu, unser Weltbild in die eine oder andere Richtung zu verzerren. Wird zum Beispiel die Welt durch Navigationssysteme zugänglicher oder führen sie zu einer Reduktion unserer räumlichen Orientierungsfähigkeit? Wer entscheidet, welche Wege zu bevorzugen sind und welche Ziele angegeben oder verschwiegen werden? Wann trauen wir unseren Augen und wann technischen Anzeigeinstrumenten?

Landkarten der Zeit / Methoden mit Zeit umzugehen / Termine planen / historische Ereignisse zeitlich strukturieren. — Inwieweit bestimmen Kalender, Uhren, Projektpläne, etc. den Rhythmus und die Handlungsweisen unseres Lebens?

 

Wie Größenordnungen Bedeutung gewinnen / gegen-einander aufrechnen / Gewichtungen setzen / hochrechnen. — Mit welchen Maßstäben vermessen wir die Welt? Wenn es darum geht grundlegende Entscheidungen zu treffen, welchen Stellenwert räumt dann unsere Gesellschaft Börsen-, Markt- und Wirtschaftsdaten ein? Welche Rolle spielen Prognosen, Wahlgrafiken und Wählerstromanalysen bei der Entstehung politischer Stimmungen und Vorstellungen?

 

Einblicke / Funktionsweisen / Aspekte / Strukturen / Schemata. — Wie finden wir uns in einer Welt zurecht, die wir zwar gelernt haben zu benutzen, deren komplexen Hintergründe jedoch immer mehr Menschen in großen Teilen verborgen bleiben? Welche Formen von Verständnis werden unterstützt und welche fachspezifischen Zeichensprachen können von wem entziffert werden?

 

Wie sich durch die Kombination unterschiedlicher Visualisierungsmethoden Weltbilder konstruieren lassen. — Welche Zusammenhänge könnten wir eventuell besser verstehen, wenn wir die entsprech-enden Methoden besitzen, sie uns anschaulich zu machen? Was versteht sich von selbst und welche Formensprachen müssen erst gelernt werden?

Sichtbar machen | Visualisierungsmethoden

Universität für Angewandte Kunst | Wien | WS 2011/12