Was passiert, wenn Medien gestaltet werden? Walter Pamminger hat am Dienstag den 17. Jänner 2012 zum Thema "Buchgestaltung als Prüfstand der Künste" einen außerordentlich anregenden Vortrag gehalten, der mich motiviert die Rollenaspekte der Gestaltung im Rahmen medialer Produktionen zu umreißen. Erste Frage: Woher kommt überhaupt der Anstoß ein mediales Produkt herzustellen? Hat ein Gestalter etwas entdeckt, das er gestalten, dem er seinen Stempel aufdrücken möchte? Hat der Inhalt auch etwas zu sagen, oder ist ausschließlich der Gestalter am Werk? Ist eine Medieninstitution auf der Suche nach geeigneten Themen, die sich in vorgefertigte Medienhülsen pressen lassen? Erfolgt die Selektion der Inhalte danach, ob sie den bereits getroffenen Vorgaben entsprechen? Ist der Gestaltungswille jenes Maß, das auch jene ihrem Handeln zugrunde legen, die Eingang in eine bestimmte mediale Produktion finden möchten? Haben also nur Inhalte eine Chance verarbeitet zu werden, die sich bereits mediengerecht anbieten? Oder hat jemand ein Anliegen, dem er Ausdruck verleihen will und ist deshalb auf der Suche nach einem Gestalter, der in der Lage ist, den wirkungsvollsten Resonanzraum zu konstruieren? Zweite Frage: Wie sieht das Verhältnis zwischen jenen Teilnehmern aus, die sich hier eventuell eine Arbeit teilen? Wer hat welche Entscheidungs- und Gestaltungs-macht - maßt sie sich an, besitzt sie, möchte sie erringen? Wenn unterschiedliche Interessen aufeinander stoßen - Kosten, Zeitplan, handwerkliche Qualität, ästhetische Vorstellungen, etc. - welchem Standpunkt ist dann der Vorrang einzuräumen? Aus welchen Feldern werden die Argumente bezogen, um die unterschiedlichen Positionen zu untermauern - Themengerechtigkeit, künstlerischer Anspruch, Marktforschung, etc.? Welche Diskurse dürfen geführt werden und welche sind zu unterlassen? Dritte Frage: Welche Methoden werden angewendet, um ein Ereignis in ein anderes Medium zu überführen – Sprache in Text, Objekt in Fotografie, Ereignis in Video, Zusammenhänge in Grafik, etc.? Wird dieser Transformationsprozess als Teil der Gestaltungsarbeit verstanden? In welchem Rahmen und Umfang ist die Manipulation von Material erlaubt und gewünscht? Ist dem Medienprodukt anzusehen, welchen Umgang es mit dem "Ausgangsmaterial" pflegt? Was erfährt der Medienkonsument davon, nach welchen Auswahlkriterien vorgegangen wurde? Wie sehr ist den manipulierten Objekten anzusehen, wie mit ihnen verfahren wurde – Auswahl, Schnitt, Korrektur, Ergänzung, etc.? Vierte Frage: Wie entsteht die Medienarchitektur? Wer entscheidet über Größe, Ausgestaltung, Zugänglichkeit der Medienräume? Werden Räume vorgegeben, die dann gefüllt und gestaltet werden können? Verändert sich im Rahmen des Transformationsprozesses auch fortwährend die Grundkonstruktion? Zielt die Gestaltungsarbeit auf eine endgültige oder auf eine offene Form, die sich kontinuierlich zu wandeln vermag? Welche Rolle wird dem Medienkonsumenten zugewiesen? Wird es ihm erlaubt, das Material weiter zu verarbeiten? Wird dem Konsumenten dabei eine Auswahl erlaubter und erwünschter Manipulations-varianten vorgegeben, oder bleiben alle Möglichkeiten offen?

<

>