Hans Holbein der Jüngere: Die Vertreibung aus dem Paradies. Holzstich 1538
»Glauben – ein vollkommenes, unerschütter-liches Vertrauen und Selbstvertrauen; eine feste, unbezwingbare Überzeugung, die immun ist gegen jegliche Gegenbeweise und Gegenargumente; fest und unbezwingbar deshalb, weil sie auf spiritueller Überzeugung statt auf Beweisen basiert – tatsächlich wird schon die bloße Notwendigkeit eines Beweises bestritten und jeder Beweis, der den Glauben infrage stellt, von vornherein als entweder anormal oder falsch zurückgewiesen. Während das Wissen sich dem kritischen Test der Empirie zu unterziehen hat, muss die angebotene Empirie ihrer Vereinbarkeit mit dem Glauben beweisen.« Zygmunt Bauman
Der katholischen Kirche ist es gelungen, ein umfassendes Zeichensystem und einen Fundus an Texten zu entwickeln. Diese haben nach wie vor einen erheblichen Einfluss auf die Kommunikationsformen, Strukturen und Stereotypen, mit denen auch heute gemeinschaftsbildende Kommunikation betrieben wird.
»Das erste Buch der Bibel macht deutlich, was passiert, wenn man der großen Autorität nicht mehr gehorcht: Man wird aus dem Paradies vertrieben. In der Präsenz einer Autorität schalten wir das selbständige Denken um eine Stufe zurück. Wir gehorchen Autoritäten, selbst dort, wo es rational oder moralisch keinen Sinn macht. In der katholischen Kirche sind die Autoritätssignale besonders schön ausge-prägt.« Rolf Dobelli • »Am meisten spricht für das Christentum seine Intoleranz.« Peter Heather
Katholische Kirche – Glaubensorganisation
Der Mann Moses, ist dem jüdischen Volke Befreier, Gesetzgeber und Religionsstifter. Bei der Flucht aus Ägypten teilt Moses das Rote Meer um es mit seinem Volk durchqueren zu können.
Ägypten, Sonnengott, Re mit Symbolen der Macht und des Wohlstandes.
Götter sind auf außerirdische Wesen projizierte Verursacher von Phänomenen, die sich dem jeweiligen Verständnis der Menschen entzogen. Mit Hilfe von Anrufungen, Ritualen und Opferhandlungen sollte es möglich sein, Götter gnädig zu stimmen, um Entwicklungen wunschgemäß zu beeinflussen.
Tonatiuh war in der aztekischen Mythologie der Gott der Sonne
Schöpfungsgeschichte: Erster Tag – Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.
Brahma: einer der Hauptgötter im Hinduismus. Er stellt das Prinzip der Schöpfung dar.
»Rituale stabilisieren das Leben. Rituale sind symbolische Handlungen. Sie tradieren und repräsentieren jene Werte und Ordnungen, die eine Gemeinschaft tragen. Die Rituale sind im Leben das, was im Raum die Dinge sind. Die Dinge sind stabilisierende Ruhepole des Lebens. Die Rituale haben die gleiche Funktion.« Byung-Chuk Han
Der predigende Buddha
Hilarius, Patriarch und Bischof in Rom (Papst) mit Patriarchenkreuz. Hartmann Schedel: Nürnberger Chronik, 1493
»Als Gott den Menschen schuf, gleichsam als Abbild Gottes und Krone des göttlichen Schöpfungswerkes, da hauchte er ihm allein die Weisheit ein, damit er alles seiner Herrschaft und Botmäßigkeit unterwerfe (ut omnia imperio ac ditioni suae subiugaret) und alle Annehmlichkeiten der Welt genieße.« Lucius Caecilius Firmianus Lactantius (um um 317): De ira dei 13, übersetzt von A. Hartl
Offensichtlich sind die Menschen diesem Aufruf gefolgt, bzw. haben diesen Aufruf erfunden um ihr Handeln zu legitimieren. Dieser Akt einer allumfassenden Unterwerfung der Welt hat unter anderem zu zwei grundelegenden Fragestellunge geführt:
Wer darf welche Ressourcen in welchem Umfang wofür nutzen?
Wer darf oder muss welche Handlungen ausführen oder in welchem Umfang andere in ihren Handlungsabsichten beschränken?
Wie wurden diese Fragestellungen im Laufe der Geschichte beantwortet? Einmal durch die Bildung von Gemeinschaften, denen die Menschen freiwillig oder gezwungener Maßen zugerechnet werden oder angehören wollen. Damit eine Kooperation innerhalb dieser Gemeinschaften möglich ist, haben sich unterschiedliche, jedoch zumeist hierarchische Organisationsformen entwickelt, deren Aufgabe es ist entsprechende Regeln aufzustellen und durchzusetzen. Es wurden eine Reihe von Methoden entwickelt, die eine Verletzung der Regeln erschweren oder unmöglich zu machen versuchen. Dies beginnt bei Methoden der Überwachung und Kontrolle, über unterschiedlichste Formen der Grenzziehung, bis zu Androhung oder Anwendung von Gewalt. Ergänzt werden diese Methoden durch Belohnungssysteme und damit verbundenen Anreizen und Versprechungen.
Andrea Andreani: Trionfo della fede; Holzschnittfolge, 1608
»Die Kirche ging alle an; sie war eine allgegen-wärtige, lebensbestimmende Wirklichkeit, die die Menschen von der Taufe bis zum Tod begleitete und die das Zusammenleben stärker
als jede andere Macht bestimmte. Sie stellte Bildung und Sozialfürsorge sicher; sie entschied über Heil oder Verdammnis. Jeder Mensch, der in Europa lebte, war selbstver-ständlich und ohne dass es einer eigenen
Entscheidung bedurft hätte, Christ - es sei denn, er gehörte der winzigen Minderheit der Juden an, die seit alters am Rande der Gesell-schaft der Christen befristet geduldet und allzeit gefährdet lebte.« Thomas Kaufmann
Der Reichsapfel des Heiligen Römischen Reiches geht historisch auf den Globus der Römer zurück, der die Weltherrschaft des Römischen Reichs und damit die universale Reichsidee symbolisierte.
Auge Gottes, Paderborn, Deutschland
Erleichterung der Selbstkontrolle – Gott wurde verstanden als das Auge, dem nichts entgeht und dessen Blick dem Leben einen Sinn verleiht. Die Menschen waren überzeugt, dass es bei allem, was sie taten, wenigstens Einen gab, der ihnen zusah, der alle ihre Handlungen und Gedanken kannte und sie verstehen oder wenn nötig auch verurteilen konnte; dass wenigstens Einer alles über uns Menschen wusste. Je nachdem wie wir uns verhalten haben, werden wir im Jenseits belohnt oder bestraft. Inzwischen erstellen Überwachungs-technolgien ein Profil von unseren Handlun-gen, um bereits im Diesseits unser Handlungs-möglichkeiten entsprechend zu regulieren.
Überwachungs-kamera
Junge Besucher im Petersdom machen ein »Selfie« mit Papst Franciscus
Beichtstuhl, Linz, Maria-Empfängnis-Dom