Selbst in der kurzen Spanne meines beruflichen Lebens hat sich vieles an meiner Profession geändert. Deshalb habe ich mich mit der Frage beschäftigen - was hat sich gewandelt und welche Veränderungen bestimmen den aktuellen Diskurs? Der Vortrag beleuchtet die unterschiedlichen Vorstellungen, die sich im Laufe der Geschichte über den Menschen als Gestalter entwickelt haben und fragt danach, welche dieser Ansätze noch von Bedeutung sind. In jedem Diskurs über Gestaltung taucht früher oder später die Frage auf – Wer hat die Zügel in der Hand? Wer hat die Welt in ihrer uns erfahrbaren Form geschaffen? Ist dieses Werk gelungen, ist es verbesserungswürdig und wenn ja von wem? In welchem Rahmen sind Veränderungen denkbar und wer hat das Recht ein Urteil zu fällen?

Umso mehr Gestaltungsarbeit sich von traditioneller Handarbeit entfernt, indem wir mit Programmen und vorgefertigten Templates und Designelementen von der Stange arbeiten, desto komplexer wird die Rechtslage, die uns vorgibt, wie weit unsere Handlungsspielräume noch reichen, welche Rechte den so genannten Urhebern eingeräumt werden, wer, was als sein geistiges Eigentum bezeichnen darf, und somit auch, welche Schranken und Grenzen der Gestaltung gesetzt werden. Wer hat das Recht die Welt umzugestalten und wer darf wann andere zur Kasse bitten, wenn diese vorgefundene Gestaltungselemente benutzen wollen?

 

Welchen Sinn macht die Arbeitsteilung zwischen Auftraggebern und Gestaltern, wenn nun, forciert durch technologische Veränderungen, eine Welt entsteht, in der immer mehr Menschen selbst Gestaltungsaufgaben übernehmen können?

Es zeigt sich – Gestaltung dient nach wie vor der gemeinschaftlichen Konstruktion eines Weltbilds. Hier werden die zentralen Fragen verhandelt - wie stehen wir zu unserer Umwelt, wie ordnen wir unser Zusammenleben und welchen Zielen widmen wir unsere Lebensenergien? Vielleicht geht es allerdings weniger darum, jeden denkbaren Raum mit Zeichen zu füllen, sondern einen Raum zu schaffen, in dem sich Zusammenleben entfalten kann. Oder wie Hans-Joachim Gögl und Josef Kittinger meinen: "Veränderung führt über das Erlebnis der Alternative. Wandel benötigt sinnlich erfahrbare Modelle anderer Realitäten; Prototypen einer anderen Wirklichkeit. Denn wir verwandeln uns in das, was wir betrachten, da die Energie der Wahrnehmung folgt. Wir sind somit verantwortlich für unsere Aufmerksamkeit." Das in den letzten Jahrzehnten gewachsene Heer an Gestalterinnen und Gestaltern wird dringend gebraucht, sollte es gelingen, dass jene die Hilfe suchen, diese auch finden.

 

Der Vortrag ist als kostenloses iBook im iTunes Store erhältlich.

Genesis – Schöpfungsgeschichten

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