„Sympathien entwickeln wir für Menschen, Tiere, Objekte oder auch Angebote die Charakter zeigen, die sich zu erkennen geben. Corporate Design ist eine jener Methoden, die uns helfen sollen Charakter zu vermitteln. Bildzeichen, Schriften, Farben, Raster, Formensprachen werden definiert, um ein Gesicht zuentwickeln, das Menschen hilft sich zu orientieren, das anziehend, verständlich und glaubwürdig wirkt.
Das funktioniert alles mehr oder weniger wunderbar, hat jedoch einen nicht unwesentlichen Nachteil. Klassische Markenbilder werden festgeschrieben, sind daher ein wenig unbeweglich und starr. Sie mögen uns viel erzählen, und uns helfen uns zu orientieren. Sie sprechen zu uns, wirken jedoch nur selten so, als würden sie, wenn sie uns schon nicht wahrnehmen und uns nicht zuhören können, wenigstens offen zeigen, was sie bewegt, woher sie kommen, was sie im Sinn haben und was wir von ihnen erwarten dürfen.
In unserem alltäglichen Leben bleibt uns sehr vieles unverständlich. Ständig werden wir, wenn schon nicht belogen, so doch zumindest abgelenkt, verführt, verwirrt, etc.
Disney und Pixar haben eine Methode entwickelt, die aus einer stummen eine sprechende Welt zaubert. Die Parallelen zwischen Markenpersönlichkeiten und Trickfiguren sind erstaunlich groß. Marken, als auch Charaktere besitzen eine Vergangenheit, aus der heraus sich auch die aktuellen Handlungsmotive ableiten lassen.
Charaktere treten nicht einfach in die Welt, sondern entwickeln sich aus ihrer Geschichte heraus. Die sich so entwickelnde Physiognomie - Skelett, Organe, Muskeln, Haut, etc. - legt in gewisser Weise bereits den Handlungsspielraum einer Figur fest. Sind die Ohren eines Elephantenbabys zu groß, besteht natürlich immer die Gefahr darüber zu stolpern. So wird man leicht zum Gespött. Gelingt es jedoch mit ihrer Hilfe zu fliegen, verwandelt sich die Verachtung in Bewunderung.
Ist die Mimik und Gestik von Figuren auch durch einen Handlungsrahmen bestimmt, so gibt die Anatomie vor, welche konkreten Ausdrucksformen möglich erscheinen. Jede auch noch so kleine Bewegung von Tieren und Menschen ist motiviert, ist Ausdruck von Gefühlen und Gedanken. Der Reiz des Trickfilms besteht gerade darin, diese Motive zu verstehen um sie in besonderer Weise verstärken und hervorheben zu können. Um eine solche Vorgangsweise auf Marken übertragen zu können, müssten wir ebenso wissen, welche Motive deren Entwicklung vorantreiben, welche Geschichte für sie bestimmend ist, welche Prinzipien das Handeln jener leitet, die für diese Marken verantwortlich zeichnen. ...”
E-Motion — Charakterentwicklung bei Disney und PIXAR
Motion@Meta | Berlin 2009