„Ende der 60er Jahre hat der ORF erstmals ein einheitliches Erscheinungsbild entworfen. Die Basis dieses Corporate-Designs war eine noch relativ kleine, überschaubare ORF-Welt ohne Computertechnologiein einer Medienlandschaft ohne Konkurrenz. Mit den Jahren ist der ORF gewachsen und wollte sich als ein durch unterschiedlichste Produkte selbst konkurrenzierendes Unternehmen darstellen.

 

Auf diese Weise entstanden unzusammenhängende Designinseln ohne erkennbaren Zusammenhang mit dem zentralen Erscheinungsbild des Unternehmens. Die Herstellungstechniken von Fernsehgrafik haben sich bis heute völlig gewandelt, eine vielfältige Konkurrenz hat sich über die Grenzen hinweg nach Österreich ausgebreitet.

 

Die Vielfältigkeit der Anforderungen führte zu einer Vielzahl von Sonderformen, sodass von einem einheitlichen Erscheinungsbild nicht mehr gesprochen werden konnte. Die einheitliche ORF-Persönlichkeit begann sich aufzulösen. Versuche, die Gestaltungsformen wieder zu vereinheitlichen, wurden durch den Verweis auf den Markencharakter der einzelnen Design-Inseln erschwert. Das Sich-Unterscheiden von anderen Sendungen, wurde zum bestimmenden Gestaltungswunsch. So wurde es höchste Zeit für ein Redesign, nicht zwingend wegen der Qualität der Gestaltungsformen, sondern weil Gefahr bestand, das Gesicht zu verlieren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Um die eingefahrenen ORF-Traditionen kritisch beurteilen und durchbrechen zu können, wurde ein Designer gesucht, der fähig ist, vorurteilsfrei die Situation zu durchblicken und die gestalterische Kraft und Autorität besitzt, neue Gestaltungsformen zu finden und durchzusetzen. Die Wahl fiel auf Neville Brody aufgrund seiner kompromisslosen Art, auch international neue Wege der visuellen Kommunikation zu entdecken.

 

Ein neues Erscheinungsbild sollte dem Unternehmen nicht aufgesetzt, sondern zusammen mit den Mitarbeitern des Hauses entwickelt werden. Nur so kann der ORF Träger einer überzeugenden Identität werden. Ein ORF-Internes Designteam wurde bestimmt, welches zusammen mit Neville Brody das Redesign durchführte. Im ersten Jahr arbeiteten unter meiner Leitung drei Designer - Michael Huber, Peter Putz und Helmut Stadlmann - an den notwendigen Analysen, Experimenten und Konzeptentwicklungen. Nach der Erstellung der Grundvorgaben wirkte die gesamte Grafikabteilung an der Umsetzung und Weiterentwicklung des Designs mit. ..." Markus Hanzer

Neville Brody & Markus Hanzer | Grafik Design ORF | Das andere Auge

Österrichischer Rundfunk | 1994