collecting mania | Sammelwut

spatium – Heft für Typografie und Gestaltung | 2003

„Als neue Technologien und vereinheitlichte Marktstrategien begannen, die individuelle Form des Schildermalens zu verdrängen, spürte ich einen deutlichen Charakterverlust in meiner Lebensumgebung. Ich habe daher begonnen jene Schilder zu fotografieren, die für mich den Charakter meiner urbanen Umwelt bestimmen, um sie so vor meiner eigenen Vergesslichkeit zu retten und eine Referenz aufzubauen, anhand derer ich Veränderungen erst beobachten konnte.

 

Als die Sammlung begann unübersichtlich zu werden, ergab sich die Notwendigkeit, die gesammelten Bilder nach Kategorien zu ordnen. Kategorien mögen vielleicht auf den ersten Blick immer beliebig erscheinen, sie bilden jedoch eine leistungsstarke Form, um Übersicht zu behalten und erlauben auch, bei einer Sammlung von vielen tausend Bildern, Einzelne sofort aufzufinden. Das Typemuseum (heute www.kommunikationsstrategien.com) begann also als eine Webversion meines Bildarchivs zum Thema Alltags-Typografie.

 

Ich stamme aus einer Sammlerfamilie. Sammeln und ordnen ist seit meiner Kindheit ein zentraler Teil meines Lebens. Meine Eltern und Verwandten haben Briefmarken, Knöpfe, Weinetiketten, Antiquitäten, Vasen, Mineralien, Schrauben und vieles andere gesammelt. Sammlungen haben mich immer fasziniert, denn erst durch die Akkumulation ansonsten verstreuter Objekte lassen sich Zusammenhänge und Strukturen erkennen, die einem sonst verborgen bleiben.

Die Sammlung an sich gilt mir wenig, aber als Nährboden für neue Entdeckungen eignen sich Sammlungen vorzüglich. Ich sammle natürlich nicht nur Bilder alltäglicher Typografie, sondern viele Informationen, die mit meinen Aufgabenbereichen in direktem oder aber auch weiterem Zusammenhang stehen. Inspiration finde ich überall.

 

Meine Neugierde bringt mich ständig in völlig andere Wissensbereiche und meine Lust, nach Strukturen, Parallelen oder Zusammenhängen zu suchen, treibt mich an. Projekte habe ich ohne Ende und meine Lebenszeit wird nicht annähernd ausreichen, um all diese Projekte auch nur zu beginnen. So setze ich einen Schritt nach dem anderen und bin immer wieder überrascht, wie vieles davon sich umsetzen lässt, wenn die Ideen mit der notwendigen Begeisterung und Expertise angegangen werden. ..." Markus Hanzer