Der Mensch kann zu sich selbst und seinem Handeln auf Distanz gehen. Distanz zum Alltag suchen und finden wir in Ausnahmesituationen, wie zum Beispiel in Festen. Ganze Volksvermögen wurden im Laufe der Geschichte von Herrscherhäusern für Feste und Feuerwerke abgefackelt, um die Untertanen bei Laune zu halten.

 

Viele Feste wuchsen erst mit ihrer medialen Reproduzierbarkeit über sich selbst hinaus. Sie bleiben dann, aufbewahrt und überliefert in Erzählungen oder Bildern in unseren Köpfen, als Traum, Erinnerung, Märchen, als unerfüllbar gedachter Wunsch.

 

Lichtinszenierungen, räumliche Dekorationen, Bewegungsrituale, Musik, Maskeraden, Speisen, Gerüche und sinnliche Sensationen aller Art gehören zu den Gestaltungselementen der Feste. Von Wettkämpfen, Paraden, Umzügen, bis zu Konzerten oder Tanzveranstaltungen reicht das Spektrum jener Veranstaltungen, die wir festlich begehen. Im Fest werden nicht nur mitunter alltägliche Ordnungsmuster außer Kraft gesetzt, oder sogar umgekehrt, hier bietet sich zumeist die Gelegenheit, durch eine Ausrichtung auf ein gemeinsames Ziel aus der „Vereinzelung” auszubrechen, um sich als Teil einer Bewegung zu erfahren. Zeit- und Raumgefühl gehen verloren – in einer Art Rausch verschmelzen wir zu einer Einheit mit unserer Umwelt. Das Gefühl Grenzen zu überschreiten hebt einen solchen Augenblick über den gewohnten Erfahrungshorizont hinaus.

Feste versprechen uns einen temporären Zugang in ein irdisches Paradies voll Harmonie, Glück, Schönheit und Überfluss. Von Festen erwarten wir heute, dass sie uns außerordentliche, unterhaltsame und einzigartige Erlebnisse ermöglichen und uns in einen besonderen emotionalen Zustand versetzen.

 

Das Angebot von Events, die solches versprechen, ist in der wohlhabenden westlichen Welt explodiert. Wir haben relativ konkrete Erwartungen entwickelt, an denen wir Veranstaltungen messen. Immer mehr Marken versprechen uns heute, dass wir über den Konsum entsprechender Waren oder Dienstleistungen einen außerordentlichen, festlichen und luxuriösen Genuss. Im Zentrum unserer Städte sind Verheißungen, Phantasmen und Zeichen des Imaginären inzwischen allgegenwärtig. Wenn uns alles zu Fest wird, wie kann es sich dann noch vom Alltag abgrenzen und aus diesem hervortreten?

 

Welche Bedeutung haben Feste in unserem Leben? Wie können wir uns mit Freude, Spontaneität und Lust ausleben und verwirklichen? Wie lassen sich neue Rahmenbedingungen für außerordentliche Ereignisse gestalten? Welche Rahmenbedingungen helfen, um uns aus dem Alltag in eine andersartige Erfahrungswelt zu leiten?

Das Fest oder die Kunst zu feiern

FH Salzburg | WS 2007/08

Ein dämonischer Wagen, der Teil der riesigen Prozession war,

die 1695 zum Vergnügen Augusts II. in Dresden organisiert wurde.