Um dem Anspruch, als absoluter Herrscher gerecht und als solcher akzeptiert zu werden, sind Formen der Inszenierung gefordert, die Aufmerksamkeit fokussieren und Anlass für den Austausch von Informationen bieten. Sie bieten sich damit als Fokuspunkt für kommunikative Akte an.
Absolutismus – Ludwig der XIV – Konzept und Strategie
Netzwerk der Interdependenzen | Selbstinszenierung der Monarchen
»Eine perfekte Kunstwelt lebt von drei Faktoren: Imagination, Attraktion, Perfektion.
Bildingenieure (imagineers) zaubern Illusionen:
Horst W. Opaschowski: Freizeitökonomie: Marketing von Erlebniswelten
Spontan erscheinende Aktionen wurden bisweilen außergewöhnlich sorgfältig geplant und inszeniert. Über geglückte Feste und Überraschungen wurde, auch in anderen Ländern, ausführlich berichtet.
Reiterstatue von Ludwig XIV., ursprünglich von Gian Lorenzo Bernini (1598-1680) in Rom für den Sonnenkönig aus Mamor geschaffen. Sie wurde 1687, weil dann schon »unmodern«, auf Befehl des Königs modifiziert und steht heute als Bleiguss im Cour Napoléon am Louvre in Paris. • Zusammenhänge zwischen göttlicher Kraft und menschlichem Schaffen, sollten in tausenderlei allegorischen und mytholo-gischen Verhüllungen sinnenfällig gemacht werden. Die Arbeit am Bild Ludwigs begann schon bei dessen Geburt, die im ganzen Land mit Freudenfeuern und Feuerwerksdarbietun-gen, Glockengeläut, Böllerschüssen und Dankchorälen gefeiert und in Kanzelpredigten, Ansprachen und Gedichten gepriesen wurde.
Ludwig der XIV. mochte keine Zersplitterung der Geselligkeit, keine Bildung von Verkehr-szirkeln abseits des Hofes. Es galt, seinen Frieden mit den inneren politischen Feinden der Fronde zu machen und sie einzuladen, mit ihm und für ihn zu tanzen. Denn wer gemein-sam feiert, kann nicht gegeneinander Krieg führen.
Mit rauschenden Festen inszenierte sich Ludwig XIV. als Mittelpunkt von Hof und Staat. Er verführte und fesselte den Hochadel vollständig im Fest – zunächst in Paris und wenig später in Versailles. »Im Leben der höfischen Menschen nimmt die Geselligkeit einen ganz anderen Raum und eine ganz andere Zeit ein als im Leben der berufsbürgerlichen Menschen.« Norbert Elias
Ludwig der XIV liebte Frauen und hatte viele Affären. Er symbolisierte dadurch auch die Männlichkeit und Potenz der Nation. Neben zahllosen Affären waren es vor allem Verbindungen mit wechselnden Mätressen, die die Königin in Depressionen und den Hofadel zur emphatischer Nachahmung trieben.
Etikette wurde zum Ordnungsprinzip zwischen den Menschen, im Zentrum der Macht, erhoben. Der König verleiht dem ansonsten weitestgehend macht- und funktionslos gewordenen Adel einen Titel, dem diese wiederum durch ein, im Sinne dieses Ranges und dem gesellschaftlichen Brauch entsprechenden Auftreten, gerecht werden müssen. »Der stärkste Trieb in der menschlichen Natur ist der Wunsch, bedeutend zu sein.« John Dewey
Der Festtag des Königs wurde mit der Zeit immer aufwendiger gefeiert. Inszenierung der »Vergnügungen der verzauberten Insel« in Versailles 1664
Bis zum heutigen Tag zählen Feuerwerke zu den beliebtesten Höhepunkten von Veran-staltungen, Feierlichkeiten und Jubiläen aller Art. Bei allem Schrecken, der von der Pyro-technik zu militärischen Zwecken ausgeht, ist es vielleicht mit der unerklärlichen Magie des Feuers zu erklären, das ein Feuerwerk Menschen immer wieder in seinen Bann zieht. Im Jahr 1664 wurden zum Beispiel bei einem Fest in Versailles 100.000 Feuerwerkskörper gezündet. Die zunehmende Weiterentwicklung der Pyrotechnik ermöglichte die Aufführung von regelrechten Feuerwerksinszenierungen. Es wurden auch künstliche Bauten errichtet, an denen Feuerwerkskörper befestigt und dann abgebrannt wurden. Macht und Reichtum fanden damals ihren Ausdruck in üppigen und großartigen Feuerwerken.
»So entfaltet sich jene Gesellschaft der permanenten Vergnügungen, die den Personen des Hofes eine ehrenvolle Nähe gewährt, sie bindet und bezaubert, mehr als man es beschreiben kann. Das Volk auf der anderen Seite erfreut sich an diesem Schauspiel, wo man stets zum Ziel hat, ihm zu gefallen. Und alle unsere Untertanen – im allgemeinen – sind entzückt zu sehen, dass wir lieben, was sie lieben. Dadurch gelangen wir in den Besitz ihres Geistes und ihres Herzens, was manchmal vielleicht wichtiger ist, als wenn wir ihnen Vergünstigungen und Wohltaten erweisen.« Ludwig XIV
»Die Idee, dass man mithilfe einer einfachen Methode die Realität in einem Modell einfan-gen, nachahmen und vielleicht sogar erklären könnte, um damit mehr Kontrolle über die Launen der Natur zu gewinnen, war ein visionäres Versprechen.« Sarah Spiekermann
»Der nutzlos gewordene Landadel war in den absolutistischen Schlössern zum Vergnügen regelrecht verdammt, Repräsentation war sein Daseinszweck, Die Langeweile wurde gefürchtet.« Die technische Raffinesse dieser Veranstaltungen ist nur selten wieder erreicht worden. Die enormen Ausgaben für Feste, sollte ihn in seiner Stellung gegenüber dem Adel unanfechtbar machen und seinen Ruhm als ein zu seltenem Luxus und feinster Lebensart fähigem Herrscher in Europa verbreiteten.
Es drehte sich bei den Veranstaltungen am Hof des Königs nicht um Vergnügungssucht und Luxus, sondern um die Überwältigung aller konkurrierenden Interessen um die Macht. In seinem Palast lehrte der König dem Adel Frankreichs Tag für Tag mit einem vielfältigen Instrumentarium aus Ritualen, Symbolen und großartiger Kunst, wer das einzige Zentrum von Staat und Gesellschaft war. Ludwig XIV strebte Vorherrschaft nicht nur in der Politik, sondern auch in der Kunst an. Er bemühte sich sogar um ein für ihn charakteristisches »Sounddesign«.