Absolutismus – Höfische Kultur
»Jede große Erzählung lebt von Bildern, Mythen und Emotionen. Das macht sie wirkmächtig und stark, führt aber auch dazu, dass die zugrunde liegenden Annahmen oft nicht mehr hinterfragt werden, ja vielfach gar nicht mehr ins Bewusstsein treten. Das macht Debatten zwischen Menschen, die in völlig unterschiedlichen Weltbildern denken, so schwierig.« Sahra Wagenknecht
Das Leben am Hof war prinzipiell ein Spiel, welches der König in seiner souveränen Rolle beherrschte. Turniere waren zu einer Art von höfischem Spiel geworden. Wettkämpfe wurden abgehalten, die eine Statuskonkurrenz provozierten und dazu führten, dass der Einsatz des Adels vorwiegend dem König zugute kam.
Ludwig XIV. im Krönungsornat,
Porträt von Hyacinthe Rigaud, 1701
Ludwig XIV. verdankt einem Ballett den Namen
Sonnenkönig. Er tanzt in Gestalt von Apollo. Henri Gissey, 1654 • Da er immer bereits als König gesehen und behandelt wurde, war er von seiner göttlichen Berufung überzeugt. Der italienische Philosoph Tommaso Campanella bezeichnete den Neugeborenen als einen Messias, in dessen Epoche die Wiederkehr des goldenen Zeitalters fallen würde.
Inkarnation der Macht – in einem einzigen Menschen konzentriert und verkörpert. Der König bringt seine Untertanen dazu, seinen Vorstellungen zu folgen. In seiner Jugend tanzte er in verschiedenen Rollen – als Alexander der Große, Perserkönig Cyrus, Ritter Roger – und auch als Sonnenkönig, begleitet von ausgewählten Höflingen und professio-nellen Tänzern, Sängern und Akrobaten. Bereits 1653 verkör-perte er erstmals den griechischen Gott Apollon in einem phantasievollen Kostüm aus vergoldetem Stoff, die goldgefärbten Haare zu Strahlen geformt, das Gesicht mit einer goldenen Maske bedeckt, die den Aufgang der Sonne anzeigen sollte.
Das Symbol des Königs verweist auf eine Gleichsetzung von Sonne und Herrscher.
Die Sonne impliziert, dass es nur einen allerhöchsten Herrscher auf der Welt gibt, so wie es nur eine Sonne am Himmel gibt.
Ludwig XIV. repräsentierte Gott. Gleichsetzung von politischer und kosmischer Ordnung – Legitimation einer bestimmten institutionali-sierten Struktur, die als naturgegeben, ja als das überhaupt einzig mögliche System präsentiert wird. Plädoyer für die ungeteilte Macht des Staates, da allein auf diesem Wege der mörderische Bürgerkrieg, der Krieg aller gegen alle, zu verhindern sei.
Um dem unentscheidbaren Glaubenskampf zu entgehen, wählt man den Ausweg der Unterwerfung unter eine zentrale Macht. »Jedermann soll den übergeordneten Gewalten untertan sein. Denn es gibt keine Gewalt außer von Gott.« Paulus, Römerbrief • Mit dieser politischen Theologie legitimiert Ludwig XIV. jede politische Machtordnung als gottgewollt. Da Gott der Ursprung der Macht und diese unteilbar sei, gebe es neben der weltlichen Macht kein Recht auf eine eigenständige, separat legitimierte kirchliche Macht.