Absolutismus als politische Herrschaftsform

Prestigekonkurrenz – »Monarchien sind zwar faszinierend, aber auch sehr teuer, rückständig und skandalträchtig.« Stefan Blatt

»Eben noch besaß ein Herrscher in den Augen seines Volkes Legitimität, im nächsten Augenblick war es damit vorbei.« Niall Ferguson, Historiker

 

Das Geheimnis politischer Macht nicht mehr nur in der Potenz zu herrschen, sondern in einer Konstruktion des Ästhetischen, die es erlaubt, eine imaginäre Ordnung zu erzeugen.

 

Figuren in unterwürfiger Haltung, besiegte Feinde, kauernde Gefangene, die sich vor dem König verneigen. Mittels Diplomatie und Festlichkeiten in- und ausländische Öffentlich-keit beeindrucken.

 

Repräsentierte Macht ist Gewalt im Potentialis, sie ist Potentialität schlechthin, die reine »Kraft« zu handeln oder auch nicht zu handeln. Macht (Potenz) ist das Vermögen, andere zu bestimmten Handlungen zu bringen. Repräsen-tation von Macht ist die Plausibilisierung jener Unterstellung, dass der Befehlende ein Potential besitzt, das seine Rolle als Befehlen-der rechtfertigt. Sie ist die Manifestation einer Kraft, die nicht ausgeübt werden muss, um dennoch evident zu sein.

»Politik ist ein unerbittlicher Machtkampf, in welchem sich der Stärkere behauptet.« Thukydides • »Ludwig der XIV. hatte in seiner  Jugend am eigenen Leibe zu spüren bekommen, wie gefährlich es für die Position des Königs sein kann, wenn ständische Eliten, vor allem die des Schwertadels und die der hohen Gerichts- und Verwaltungsbeamten, ihre Abneigung gegeneinander überwinden und gemeinsame Sache gegen den König machen.« Norbert Elias • »Gerecht sei, was dem Mächtigen nützt.« Thrasymachos

 

 »Der höfische, Geld oder Geldrenten vergebende König als Person mit allen seinen Launen, Handlungen und Gefühlen war der unmittelbare und dauernd umworbene Machthaber über einen größeren Personen-kreis als je ein naturalwirtschaftlicher König. Sein Geld versammelte die Menschen um sich.« Norbert Elias • Versailles bildete ein Netzwerk, von dem niemand ausgeschlossen sein wollte. Das schlimmste Urteil war: »Das ist jemand, den ich nicht kenne.« Wahrgenommen zu werden wurde zum obersten Ziel. Die Abhängigkeit vom König wurde dadurch gefestigt. Jeder hatte das Gefühl unter ständiger Beobachtung zu stehen und verhielt sich dementsprechend.

»Frühjahr 1694: Schlechtes Wetter hatte in den vorangegangenen Jahren im gesamten König-reich die Ernten vernichtet, sodass die Getreidespeicher völlig leer waren. Die Reichen verlangten exorbitante Preise für Lebensmittel, die sie hatten horten können, und die Armen starben zuhauf. Zwischen 1692 und 1694 verhungerten rund 2,8 Millionen Franzosen (15 Prozent der Bevölkerung), während sich der Sonnenkönig Ludwig XIV. mit seinen Mätressen in Versailles vergnügte.«

 

Durch die weitestgehende Abkoppelung des Adels vom Rest der Gesellschaft entstand ein System, das nicht mehr in der Lage war die anstehenden Probleme zufriedenstellend zu lösen. Anstatt sich um eine Problemlösung zu bemühen, versucht der Adel mit großem Aufwand seine Sonderstellung abzusichern und symbolisch zu legitimieren. • Wir erleben derzeit eine ähnliche Situation in der Aufspaltung der Gesellschaft in »Superreiche« und den Rest der Menschheit.

 

Das Geheimnis politischer Macht besteht in einer Konstruktion des Ästhetischen, die es erlaubt, eine imaginäre Ordnung zu erzeugen.

 

Das Schloss von Versailles in Frankreich: Grundriss des Hauptgeschosses (erste Etage) des zentralen Teils des Schlosses.

 

Die Stärke des Adels besteht auch darin, dass sie zusammenhält und miteinander versucht ihre Position zu festigen. Dem König ist es gelungen einen solchen Rahmen der Zusammengehörigkeit zu schaffen, der für alle Adeligen in gewissermaßen als attraktiv erschien.

 

Tanzchoreografie »Aimable« (freundlich, nett, liebenswürdig, entgegenkommend,  umgänglich) – Der Mensch als programmier-bare Maschine. Wer sich die Gunst des Hofes bewahren will, muss sich den  rituellen Vorgaben entsprechend verhalten. Das Leben am Hof wurde immer mehr formalisiert. Der Alltag wurde zu einer durchgängigen Inszenierung. Alle, die von den Zuwendungen des Königs abhängig waren, mussten permanent um dessen Gunst buhlen.

Plan des Schlossparks von Versailles von Delagrife, 1746

»Die Drohung des gesellschaftlichen Absinkens ist stets spürbar. Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass ein Einzelner ganz abseits zu stehen vermag, ohne sich in irgendeinem Sinne an den Konkurrenzkämpfen um Chancen zu beteiligen, von denen er denkt oder fühlt, dass sie auch von anderen für wert gehalten werden.« Norbert Elias

 

Keine Option wurde ausgelassen um den König als herausragende Persönlichkeit zu inszenieren. Prachtvolle Kutschen betonen zum Beispiel die Bedeutung der mit ihnen transportierten Personen. Gobelins lassen sich gut transportieren und waren somit als wirkungsvolles Medium der Inszenierung beliebt.