Warum es attraktiv wurde,

als Bürgerinnen oder Bürger des römischen Imperiums anerkannt zu werden.

»Die Äcker fanden wieder Pflege, die Heiligtümer wurden geehrt, die Menschen genossen Ruhe und Frieden und waren sicher im Besitz ihres Eigentums.«

Historiker Velleius Paterculus

 

Nach außen bemühte sich das Römische Reich durch aufwendige Grenzanlagen wie zum Beispiel dem Hadrianswall oder dem Limes vor überraschenden Angriffen zu schützen. Die Städte innerhalb des Imperiums konnten auf Schutzmauern verzichten. Die Außengrenzen waren weit entfernt, in weiten Teilen befestigt und von etwa 350 000 bewaffneten Männern gut verteidigt. Die Grenzbefestigungen waren zugleich stolze und deutliche Zeichen für den Herrschaftsanspruch der Römer über ihre Welt. So fühlen sich die Römer sicher vor Feinden und können einem ruhigen und angenehmen Leben nachgehen. Innere Unruhen wurden meist brutal und gewaltsam unterdrückt.

 

»Für Sicherheit zu sorgen, ist eine der wichtigsten Aufgaben jeder Gesellschaft.

Jede stabile Gesellschaft ist auf ein sicheres und geschütztes Umfeld angewiesen.«

Kommuniqué der Europäischen Sicherheitskomission

 

Die Römer hatten das Gefühl, in Rom im Nabel der Welt zu leben, da sie hier auf Menschen aus allen Teilen des Imperiums treffen und unterschiedlichste Kulturen kennenlernen konnten.

 

Was hat so viele Menschen, über einen langen Zeitraum und in einem so weitläufigen Gebiet veranlasst sich als Gemeinschaft zu begreifen?

Um Beziehungen und damit auch Gespräche in Gang zu halten, bedarf es immer wieder neuer Impulse, attraktiver Themen, über die es sich zu reden lohnt. Dafür haben die römischen Herrscher zufällig oder beabsichtigt immer wieder gesorgt. Sie mussten Heldentaten vollbringen, sich untereinander und gegenseitig bedrohen, sich inszenieren, indem sie zum Beispiel unbeschreibliche Bauten errichteten oder sich als Schauspieler oder Sänger versuchten. Systematisch wurde der Austausch von Informationen gefördert. Im Mittelpunkt stehen mehrere beeindruckende Bühnen. Das Schauspiel, das hier aufgeführt wurde, bot ständig neue Informationen und wies den Römern als Zuschauer und Mitspieler ihren Platz und ihre Rolle in der Gemeinschaft zu. Auf diesen Bühnen, dem Kolosseum, den Foren, Palästen und Thermen, führt der Kaiser Regie, spielten aber nicht immer zugleich die Hauptrolle. Bei den, in den Arenen dargebotenen Schaukämpfen ging es um Erfolg und Misserfolg, Sieg oder Niederlage, Leben und Tot. Sie waren nicht nur als Augenzeugen teil des Geschehens, sondern konnten vereinzelt auch ihr Votum abgeben.

 

Im 2. Jhdt. nach Christus hat angeblich mindes-tens ein Drittel, vielleicht sogar die Hälfte der Bevölkerung direkt oder indirekt von der öffentlichen Fürsorge gelebt. Einmal in Monat wurde kostenloses Getreide an männliche römische Bürger mit Wohnsitz in der Stadt verteilt. Die römischen Kaiser konnten sich deshalb im Allgemeinen auf eine entsprechen-de Solidarität bei den Römern verlassen.

Vieles von dem, was gebaut wurde hat die Stadt auch attraktiver gemacht und ein Heer von Menschen mit Arbeit versorgt. Die Römer liebten es bunt und spektakulär. Sie ließen sich auch von der Kultur der eroberten Gebiete inspirieren oder brachten architektonische Elemente, zum Beispiel Obelisken aus Ägypten, nach Rom. So konnten sie auch in Rom etwas von der Vielfalt und vom Reichtum ihres Imperiums erleben. Kaiser buhlen um die Sympathien der römischen Bürger:innen und haben sich dadurch immer wieder bemüht Einrichtungen wie ausgedehnte Parkanlagen, Aquädukte, Brücken, Thermen, Brunnen, Bäder, Theater- und Wettkampf-Arenen zu schaffen, damit sie das Leben genießen konnten und dem Kaiser deshalb treu ergeben blieben. Zudem war es auch wichtig, die Macht der Römer etwas zu bewegen und zustande zu bringen, zu demonstrieren. So ließen sich eventuelle Feinde beeindrucken und einschüchtern.

 

Das Kolosseum ist das größte der im antiken Rom erbauten Amphitheater, der größte geschlossene Bau der römischen Antike und weiterhin das größte je gebaute Amphi-theater der Welt. Hier ging es, in einer unterhaltsamen Form, um die Verkörperung römischer Wertvorstellungen.

Kupferstich von Le Pautre nach Le Blond, Paris, um 1650. Unter dem Geleit von Soldaten wird ein Römer mit einem Prunkwagen in einem Triumphzug in die Stadt gefahren. Über ihm schwebt ein Engel und hält einen Lorbeerkranz über seinen Kopf. Machtansprüche bedürfen einer Legitimation. Die göttliche Gunst konnte durch einen siegreichen Feldzug unter Beweis gestellt werden. Die Schlacht selbst war für die Römer:innen nicht unmittelbar wahrnehmbar. Eine nachfolgende Inszenierung sollte Zeugnis ablegen. Beutestücke und gefangene Sklaven verweisen auf einen Sieg. Als dauerhaftes architektonisches Element erinnert ein Triumphbogen auf die Bedeutung eines Feldherren und damit zugleich auf die Macht des Imperiums.

»Fußball, Bier und vor allem Glücksspiel

füllten den Horizont ihrer Gedanken.

Sie unter Kontrolle zu halten, war nicht schwierig.« Georg Orwell, 1984