Expansion und Integration – Das römische Imperium
Die ewige Stadt
»Möge es mir vergönnt sein, die Republik auf eine gesunde und sichere Grundlage zu stellen und dafür den Lohn zu empfangen, nach dem ich strebe; der Schöpfer der bestmöglichen Verfassung genannt zu werden und die Hoffnung mit ins Grab nehmen zu können, dass die von mir errichteten Fundamente des Staates nie wanken werden.« Caesar Divi Filius Augustus
Die Römer waren zeitweise gespalten, einerseits in eine Sehnsucht nach Lebensgenuss und andererseits im Wunsch nach Ordnung und Disziplin.
Liktor mit Fasces
Capitoline Wolf with Romulus and Remus, 1552
Gemeinschaften entwickeln sich auf Basis von »Kristallationspunkten«.
»Das Römische Reich war kein zentralisierter Territorialstaat, sondern ein Mosaik sehr unterschiedlicher institutioneller und kultureller Elemente, in dem die einzelnen Städte, Gemeinden und Stämme jeweils nach eigenen Grundsätzen funktionierten.« John Scheid, Nicolas Guillerat
Jede Bindung zwischen Menschen ist immer wieder auch von deren Auflösung bedroht. Es bedarf deutlicher Zeichen und Signale um Gruppen zusammenzuhalten. Erst große Siege, wie der über Karthago, haben ihnen jenen Respekt, jenes Ansehen, aber auch jenen Reichtum gebracht, der notwendig ist, um sich nicht tagtäglich in aufreibende Streitereien zu verausgaben.
»Die Kooperation in der Gruppe ist entscheidend für das Überleben und die Fortpflanzung. Dazu reicht es nicht aus, zu wissen, wo sich Löwen und Büffel aufhalten. Es ist viel wichtiger zu wissen, wer in der Gruppe wen nicht leiden kann, wer mit wem schläft, wer ehrlich ist und wer andere beklaut. Mit verlässlichen Informationen über zuverlässige Mitmenschen konnten die Sapiens ihre Gruppen stark erweitern, enger miteinander zusammenarbeiten und komplexere Formen der Zusammenarbeit entwickeln.«
Der Ursprung der römischen Kultur liegt in der Bewirtschaftung der von ihnen in Besitz genommenen Ländereien. Sie sind Bauern und mussten ihre Böden und ihre Ernte immer wieder gegen einfallende Horden verteidigen. Gefahren und Bedrohungen haben den Römern gezeigt, wie unverzichtbar es ist, zusammen-zuhalten. Um einigermaßen ungestört ihrer Arbeit nachgehen zu können, haben sie sich zusammengeschlossen, ein Heer aufgestellt, ihr Land verteidigt und neues hinzugewonnen. Ohne eine zentrale Organisation lassen sich Feinde nicht effektiv bekämpfen. Um ein Heer aufzubauen und zu erhalten, bedarf es entsprechender Mittel. Siege lassen sich nur erringen, wenn alle auf ein Kommando hören. Es lag also nahe einer Person die Führung zu überlassen.
Jede Macht bedarf einer Legitimation. Herrscher können vom Volk gewählt, dazu geboren oder von Gott auserwählt werden. An ein wenig Bestechung und an Geschenke für das Volk, zum Beispiel in Form von Festen und Zirkusspielen, führte kein Weg vorbei. Das Volk musste ihren Kaiser lieben, oder wurde von ihrem Zorn zerstört. Wer regieren will musste bereit sein mutig und weitblickend zu handeln.
Der Kaiser ist ein »principes« (erster Bürger) und somit ein Diener des römischen Reichs. Als Befehlshaber und siegreicher Feldherr wurde ihm das Amt und somit auch die Befugnisse übertragen, über die Bürger zu herrschen und zu gebieten. Er hat somit ein »Imperium« inne und damit dies alle erkennen können, wird er von Dienern begleitet, die »Liktoren« genannt wurden und die ein traditionelles Symbol der Autorität tragen – ein Rutenbündel mit Beil. In Rom herrscht nicht die Willkür. Ein ausge-bautes Rechtssystem sorgt für eine gerechte Schlichtung von Streitfällen und Meinungsverschiedenheiten.
Die wichtigsten Orte wurden durch ein Straßennetz miteinander verbunden (ca. 100.000 Kilometer). Das ermöglicht nicht nur einen raschen Transport von Truppen und Waren, sondern ermöglicht den wohlhabenden Römern bequem zwischen Landgut und Stadtresidenz zu wechseln. Mit dem „Cursus publicus“ wurde ein leistungsfähiges Netzwerk, ein System zur Beförderung von Nachrichten, Gütern und Personen eingerichtet.
Um ein so großes Reich regieren zu können, braucht es ein gut funktionierendes Nachrichtenwesen. Scharen von Sklaven schreiben nach Diktat denselben Text in verschiedene Exemplare. Diese konnten dann weit gestreut verbreitet werden.
Herrscher waren oft der Gefahr ausgesetzt einem Attentat zum Opfer zu fallen. Sich über andere zu erheben ist immer ein gefährlicher Akt, der Widerstand provoziert. Ein Form sich abzusichern besteht darin, das Recht auf Herrschaft außer Frage zu stellen.