Katholische Kirche – Kritik an religiösen Institutionen

Indem religiöse Führer zugleich Machtan-sprüche stellen, sehen sie sich mit der Kritik konfrontiert, ihre Macht zu missbrauchen. Mit dem Anstieg der Bedeutung einer Religion nehmen auch die gesellschaftlichen Verstrick-ungen zu. Organisationen haben meist eine hierarchische Struktur. In der katholischen Kirche wird nicht demokratisch über Glaubens-grundsätze abgestimmt, denn dann wären es ja nicht mehr unverrückbare göttliche Wahr-heiten die uns von einem Stellvertreter Gottes vorgegeben werden. Wenn Glaubensgrund-sätze sich einmal aus konkreten Lebensum-ständen abgeleitet haben, so können sie sich nicht einfach flexibel geänderten Rahmen-bedingungen anpassen, ohne ihre Autorität zu verlieren.

 

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hat sich die Kirche in die Anhängerschaft verschiedener Päpste gespalten.

Institutionen entwickeln, unabhängig von den Motiven ihrer Entstehung, meist ein »Eigen-leben« um ihre Existenz zu sichern. Warum sammelte die Kirche Geld für Kreuzzüge? Warum investierten hohe Vertreter der Geist-lichkeit, der Klerus, viel Geld in repräsentative Prachtbauten, anstatt die Armen zu versorgen? Warum lebten die Kleriker nicht tugendhafter und keuscher, wenn sie doch die Vorbilder der Gesellschaft zu sein beanspruchten? Viele Aktivitäten religiöser Institutionen verstehen sich nur aus der Perspektive jener, die hoffen von einer aktiven Partizipation zu profitieren.

Matthias Gerung: Ablassverkauf. Holzschnitt, 1546

Illustration: The Devills Tryumph over Romes Idoll, 1680

Glaubenssysteme unterscheiden zwischen Gläubigen und Ungläubigen und erleichtern damit die Bildung verbindlicher Gemein-schaften, die sich oft feindlich bis kriegerisch gegenüberstehen. Andersgläubige werden oft verfolgt, gefoltert oder getötet.

 

Illustration: Detail aus Jan Hus auf dem Scheiterhaufen, Spiezer Chronik, 1485. Jan Hus war ein christlicher Theologe, Prediger und Reformator.  Als er während des Konzils von Konstanz seine Lehre nicht widerrufen wollte, wurde er auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

 

»Menschen können, aus welchen Gründen auch immer, ungeachtet der verfügbaren Fakten und gegen jede Wahrscheinlichkeit, mit unerschüt-

terlicher Gewissheit auf ihren Überzeugungen beharren.« Philipp Sterzer

 

Immer mehr Artefakte mit religiösen Bezügen wurden gehandelt. Religion wurde zu einem lukrativen Geschäft.

 

 

 

 

 

Satirisches Papstwappen um 1538

»Der Begriff 'Reformation’ stammt aus dem Lateinischen; reformatio bedeutet so viel wie 'Umgestaltung', 'Verbesserung', 'Erneuerung',

auch: 'Wiederherstellung'. Im Kern geht es also darum, den Zustand einer Sache in dem Sinne und dahingehend zu verändern, dass man Mängel, die man erkannt hat, beseitigt. Dem Begriff wohnte die Vorstellung inne, dass

die 'bessere' und 'zukunftsgemäßere' Gestalt einer Sache immer die früheste gewesen sei.« Thomas Kaufmann

Satirischer Druck zweier Wendeköpfe: der Papst und der Teufel; ein Kardinal und ein Narr, mit Versen in Englisch auf allen Seiten und Titel in Latein. Radierung und Gravur. Um 1689