Digitale Strategien – Kritik
»Warum erschließen wir die fantastischen Möglichkeiten digitaler Technologie nur aus dem Blickwinkel des wirtschaftlichen Wettbewerbs, statt als Möglichkeit, Menschsein in ganz neuen Formen zu gestalten?« Manfred Broy und Richard David Precht
»Die Einrichtungen selbst sind Fakten; und zwar solche, die uns prägen. Die Tatsache, dass sie uns, gleich welchem Zwecke wir sie dienstbar machen, prägen, wird nicht dadurch, dass wir sie verbal zu „Mitteln" degradieren, aus der Welt geschafft. In der Tat hat die grobe Zerspaltung unseres Lebens in „Mittel" und „Zwecke“ mit der Wirklichkeit nichts zu tun.« Günther Anders, Die Antiquiertheit des Menschen
Mit der Rüstungsindustrie entwickelte sich ein florierender Wirtschaftszweig, der auf Techno-logie gründete. Technologische Entwicklungen wurden von vielen durchaus auch kritisch als Bedrohung gesehen. Der militärische Komplex hat viel Geld in unterschiedlichste Forschungs-projekte gesteckt. Eines der Projekte war (und ist) die Entwicklung leistungsfähiger Rechen-systeme. Auf den Veranstaltungen der Computerbranche waren die militärischen Interessen präsent. Computer hatten dadurch einen bestimmten Ruf als moderne Waffen, die sich gegen die Menschen einsetzen lassen. Die Rüstungsindustrie hat den Start ins Computer-zeitalter forciert und finanziert.
Möglichkeiten und Absichten sind nicht direkt miteinander gekoppelt. Es hat sich lediglich eine erstaunliche Toleranz gegenüber all jenen Menschen entwickelt, die Möglichkeiten für sich nutzen. Dies zeigt sich zum Beispiel bei der Toleranz gegenüber rasenden Motorrad-fahrer*innen, gegenüber E-Biker*innen die noch den hintersten Waldweg zur Rennstrecke machen, bei Besitzer*innen von Lautsprecher-anlagen, die damit ganze Regionen akustisch verschmutzen. Also nehmen wir auch hin, dass zum Beispiel überall Kameras installiert werden. Es ist auch gar nicht so leicht zu verstehen, was sich damit alles machen lässt.
»Wir haben heute im Silicon Valley mächtige Menschen, die eine Vergangenheitsvergessen-heit regelrecht predigen. Sie sagen, wir brauchen Disruption, wir brauchen Umbruch, wir müssen alles anders machen. Gut ist nur, was in der Zukunft liegt. Nur das Werden ist wichtig, und das Sein ist schlecht. Diese Ideologie widerspricht völlig dem Lebensgefühl der allermeisten Menschen, die sagen, durch die Globalisierung gehe die Heimat verloren, durch die Digitalisierung beschleunige sich alles immer mehr. Immer mehr Menschen merken, dass die Digitalisierung nicht allein eine technisch-ökonomische Revolution ist, sondern dass sie ihre Lebensverhältnisse umwälzt. Und sie stellen die Frage: Was davon will ich eigentlich – und was davon nicht? Was wirklich fehlt, sind die großen gesellschaft-lichen Antworten. Wir müssen nicht immer nur alles bloß mitmachen, sondern wir können gestalten. Damit wir nicht in eine Gesellschaft kommen, in der ganz viele Menschen abge-hängt sind, müssen wir überlegen, was wollen wir von der Digitalisierung haben und was nicht. Wir müssen überlegen: Wo liegen die Grenzen?« Richard David Precht
»Die Welt verändert sich schneller als je zuvor, wir werden von unglaublichen Mengen an Daten, Ideen, Versprechungen und Bedrohun-gen überschwemmt.« Yuval Noah Harari
»Software frisst die Welt, indem sie die etablierten Industrien durch neue Modelle und Dienstleistungen ersetzt, die schneller, klüger und billiger sind. Zuvor war Technologie nur eine Teil der Wirtschaft, heute ist Technologie dabei, die gesamte Wirtschaft umzubauen.« Investor Marc Andreessen
»Die Digitalisierung begünstigt das Entstehen von Monopolen und führt zur Akkumulation von Kapital in den Händen weniger Unternehmer.« Thomas Wagner • Die Blockchain-Technologie macht es erstmals möglich, eine verlässliche, unfälschbare Datenbank in einem verteilten Computernetz-werk zu führen, über die nicht ein Einzelner wacht. Niemandem kann die Teilhabe verwehrt werden, weil es gar keine zentrale Autorität mehr gibt, die den Zugang regelt.